Christian Ivaldi

Photo: Lyodo Kaneko
Christian Ivaldi, Preisträger des CNSMD in Paris, ein begnadeter Dechiffrierer und Blattspieler, ist ein ebenso brillanter Improvisator wie Solist und Kammermusiker. Er gehört jedoch nicht zu denjenigen, die davon träumen, im Rampenlicht zu stehen, sondern vielmehr zu denen, die gerne die Fäden des Erfolgs in der Hand halten und ihren Sieg hinter den Kulissen genießen. Nicht, dass er sein Vergnügen meiden würde, denn er ist auch bereit, ein Konzert alleine zu spielen. Aber obwohl er gerne mal die Spuren verwischt, indem er in der Hauptrolle auftritt, zieht es dieser Musikliebhaber vor, der Musik mit Galanterie, Bescheidenheit und Diskretion zu dienen. Die Kammermusik, die seine Vorliebe für Geselligkeit und seine Liebe zum Teilen vereint, ist ihm besonders wichtig - ob er nun mit Tabea Zimmermann, Christian Ferras, Yury Bashmet oder Mstislav Rostropovitch musiziert oder mit Martha Argerich, Noël Lee und Georges Pludermacher die Tasten teilt. In dieser Hinsicht ist die ganz besondere Praxis des vierhändigen Klavierspiels für ihn ein Gourmetvergnügen: ein intimer und fast verschmelzender Austausch, den er mit Wonne an der Seite seines langjährigen Komplizen Jean-Claude Pennetier praktiziert. Christian Ivaldi hat auch die Kunst der Begleitung in den Vordergrund gerückt, diese raffinierte Disziplin der Selbstlosigkeit und des subtilen Zuhörens, und kann sich rühmen, der treue und unersetzliche Begleiter von heiligen Monstern wie Régine Crespin, Gabriel Bacquier oder Hugues Cuénod gewesen zu sein. Dies ist nur einer von vielen Ruhmtiteln für diesen unersättlichen Neugierigen, der seltene Literatur liebt und die Musik seiner Zeit (Amy, Ohana, Boucourechliev, Ballif, Dutilleux) verteidigt. Als Pianist, der sich nicht zu einer ausschließlichen Liebe zum Klavier bekennt, hat dieser aufgeklärte Künstler außerdem mehr als dreißig Jahre lang seine Spielkunst als Gentleman-Musiker an seine Schüler am CNSMD in Paris weitergegeben.
Virginie Schaefer-Kasriel
Virginie Schaefer-Kasriel